Beim Betrachten der aktuellen Literatur, die sich mit dem Gottesdienstbesuch und Gemeindemitgliedschaft beschäftigt, mag einem auffallen, dass diese sich Großteils mit der sogenannten fehlenden Generation Y bzw. “Millennials” beschäftigt - den zwischen 1980 und 1999 geborenen.
Auch ChurchDesk kann sich nicht von diesen Vorurteilen freisprechen, und das mit gutem Grund: weniger als die Hälfte der jungen Menschen gibt an, religiös erzogen worden zu sein und nur 14% bezeichnen sich laut FAZ noch als “tief religiös”. Sollte sich dieser Trend beschleunigen, dann werden leerstehende Gemeindehäuser und kleine Gemeinden im Überlebenskampf keine Seltenheit mehr sein. Darüber muss geschrieben werden und es muss gehandelt werden! Es bedeutet aber nicht, dass wir uns auf die verschwindende junge Generation konzentrieren sollten auf Kosten der loyalen, älteren Mitglieder. Technologie ist zwar ein hervorragendes Werkzeug, um Ihre Botschaft zu verbreiten und auch jüngere Menschen einzubinden, aber sie sollte so gewählt werden, dass sie die älteren Gemeindemitglieder nicht ausschließt.
Langsam und stetig gewinnt das Rennen
Zugegeben, man muss kein Experte sein, um zu wissen, dass die jungen Generationen neue Technologie am schnellsten annehmen. Aber die Älteren holen auf – und zwar schnell! Der stärkste Zuwachs an Internetnutzern ist mittlerweile in den oberen Altersklassen zu finden und auch die am stärksten wachsende Altersgruppe bei Facebook hat die 40 bereits länger überschritten. 38% der Senioren surfen mittlerweile im Internet und 28% besitzen laut Bitkom-Studie bereits ein internetfähiges Smartphone.
Nach (verständlicher) längerer “Eingewöhnungszeit” ist dieser Geschwindigkeitswechsel für Gemeinden äußerst ermutigend. Denn wie beim Hasen und dem Igel macht vielleicht der Läufer mit dem Stotterstart das Rennen. Zudem machen die Chancen zusätzlichen Mut: In unserer modernen Gesellschaft sind am wahrscheinlichsten die älteren Mitbürger von Einsamkeit und gesundheitlichen Problemen betroffen - vor allem was Einschränkungen von Gehör und Sicht angeht. Aber gerade dies sind Probleme, welche durch technische Entwicklung angegangen werden. Das merken auch die Senioren: Die Hälfte von Ihnen gibt an, dass das Smartphone eine große Erleichterung im Alltag sei – für jeden vierten Senioren ist es sogar mittlerweile unverzichtbar geworden, gerade weil es ihn näher an andere bringe. Hier können Kirchen recht einfach sowohl ihr Gemeindeleben als auch die Bindung zur Kirche verbessern, indem sie eine Technik-Strategie entwickeln, die auch die älteren Generationen im Blick hält.
Wie können Sie helfen?
Es gibt viele Wege, mit denen Sie mittels Technik das Leben eines Senioren positiv beeinflussen können. Die folgend angeführten Tipps stellen dabei lediglich die Spitze des Eisbergs dar.
Ermutigen Sie freiwillige Unterstützung
Wenn es darum geht, sich ein neues Mobiltelefon zuzulegen, soziale Netzwerke zu nutzen oder einfach nur online zu gehen, könnten sich viele ältere Menschen bei dem Gedanken unwohl fühlen, diesen Schritt gänzlich auf sich alleine gestellt zu wagen. Aber sie sind bereit zu lernen. Rekrutieren Sie als Gemeinde doch Freiwillige, die sich die Zeit nehmen, um als Berater bei diesen Schritten behilflich zu sein und sich freundlich der Probleme anzunehmen, die auftauchen mögen. Sie könnten ein Paten-System entwerfen mit 1-zu-1-Partnerschaften oder sogar größere Schulungen und Kurse.
Die Themen dieser Treffen können dabei individuell angepasst werden – von der Einrichtung eines Facebook-Accounts bis hin zur Synchronisierung des Kirchenkalenders mit dem jeweiligen Smartphone. Erste Studien belegen, dass Senioren, die aktiv auf Seiten wie Facebook sind, dazu tendieren, mehr Sozialkontakte als ihre Altersgenossen zu pflegen. Und dies on- sowie offline. Wäre das nicht ein gutes Anliegen und eine wichtige Priorität
Drucken Sie einfache Anleitungen aus
Die meiste Technik, die Ihre Kirchengemeinde nutzt, funktioniert einfach: Facebook, E-Mail etc.. Trotzdem könnten einzelne Menschen etwas länger brauchen um bei diesem Entwicklungsschritt aufzuschließen und sich einzubringen. Wenn Sie jedoch anfassbare Anleitungen ausdrucken, werden Sie solchen Menschen immens helfen und ihnen ein Gefühl des Verständnisses und der Unterstützung vermitteln, besonders wenn sie einsam sind. Zudem unterstützen Sie so das notwendige Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen.
Passen Sie Ihre Kommunikation an
Bei ChurchDesk predigen wir oft, Kommunikation individuell zuzuschneiden - einfach aus dem Grund, weil wir sehen, welche beeindruckenden Resultate dies haben kann. Und das ist besonders zutreffend für Senioren!
Während solche, die an E-Mail-Kommunikation gewöhnt sind, genau wissen, wie Links aussehen, worauf man achten muss etc. möchten ältere Nutzer vielleicht etwas, das mehr auf ihre Bedürfnisse angepasst ist. Halten Sie den Senioren-Newsletter lieber schlicht und einfach, statt ihn mit Informationen zu überfrachten. Fügen Sie nicht zu viele Farben, Bilder und Informationen hinzu - dies könnte ablenkend wirken. Und da das Augenlicht vielleicht auch etwas eingeschränkter sein mag, gestalten Sie die Schriftgröße doch auch ein-zwei Nummern größer als gewöhnlich. Stellen Sie sicher, dass die Links lautstark “Hier klicken” kommunizieren. Diese einfachen Anpassungen können einen großen Unterschied machen.
Ebenso sollten Sie bei der Homepage darauf achten, dass diese klar und funktional ist. Dies gestaltet es das Lesen auf verschiedenen Plattformen (Laptop, Tablet, Smartphone) viel einfacher. Und falls möglich: fügen Sie Mittel zur Barrierefreiheit hinzu. Dies wird auch Senioren mit koordinativen Problemen helfen.
Videos und Untertitel
Einige Mitglieder leiden zudem eventuell unter eingeschränkter Mobilität. Vielleicht möchten ja auch die, welche krank, verletzt oder bettlägerig sind, trotzdem am Kirchenleben teilnehmen – sind aber vielleicht nicht dazu in der Lage, jede Woche persönlich zum Gottesdienst zu erscheinen. Zeichnen Sie zu diesem Zweck doch Ihre Gottesdienste auf und stellen Sie sie online. Oder richten Sie wöchentliche Skype-Anrufe und Streams ein. Es gibt so viele ausgezeichnete Wege um diese Mitglieder trotz Entfernung einzubinden.
Und Senioren, die ein eingeschränktes Gehör besitzen, könnten es begrüßen, wenn Sie Ihre Predigt vor dem Gottesdienst hochladen oder ihnen via E-Mail zusenden, sodass sie lesen können was sie hören sollten. Und zwar, ohne sich außen vor zu fühlen. Wenn Sie Videos hochladen, stellen Sie sicher, dass Untertitel hinzugefügt sind, sodass sich jeder über sie freuen kann.
Stellen Sie das Equipment.
Auch wenn es zunehmend verbreiteter ist, dass ältere Menschen moderne Technik nutzen, bedeutet dies noch nicht, dass sie sie auch besitzen. Sie könnten zum Beispiel in Internet-Cafés oder öffentliche Bibliotheken gehen um einen PC zu benutzen. Oder Smartphones aus der Familie leihen, anstelle sich ein eigenes anzuschaffen. Wenn Sie wollen, dass auch die Älteren auf Online-Ressourcen zugreifen, sollten Sie das benötigte Equipment anbieten. Fragen Sie doch andere Mitglieder Ihrer Gemeinde, ob diese alte Geräte spenden wollen, die sie sonst nur wegschmeißen würden. Oder richten Sie einen regelmäßigen Nachmittag ein, an dem Gemeindemitglieder vorbei kommen, ihre E-Mails abrufen und sich auf den neuesten Stand der Gemeinde-Neuigkeiten bringen können. Auch das Verteilen einer Liste, wo man öffentlichen Internetzugang erhalten kann, könnte hilfreich sein.
Halten Sie es einfach - und abgestimmt auf Ihre Vision
Natürlich sind das alles nur Vorschläge. Der beste Weg, Ihrer Gemeinde zu helfen, sich an Technologie zu gewöhnen, ist es, sie einfach zu fragen, wo ihre Interessen liegen und womit sie gerne hätten, dass Sie ihnen helfen. Ihr finales Ziel sollte sein, dazu beizutragen, dass die Älteren gesund, glücklich und in die Gemeinde eingebunden bleiben. Gemeinschaftsorientierte Technik kann dies leisten!