10 Ideen für das Last-Minute-Distanz-Weihnachten mit Corona, die Kirchen zu Heiligabend 2020 noch umsetzen können.
Herausforderung Heiligabend in Corona-Zeiten
Jetzt gerade, acht Tage vor Weihnachten 2020, sieht es so aus, dass in vielen Kirchen keine Menschen zum Gottesdienst kommen können oder wollen. Zwar haben sich Bund und Länder geeinigt, dass Präsenzgottesdienste stattfinden dürfen, allerdings nur mit Masken, 1,5-Meter-Abstand, ohne gemeinsames Singen und bei großen Gruppen nur mit Voranmeldung. (Tipp: So geht die Anmeldung mit ChurchDesk!)
Angesichts der grassierenden Corona-Pandemie müssen sich alle Gemeinden aber gut überlegen, ob sie wirklich Weihnachtsgottesdienste feiern wollen, bei dem sich fremde Menschen unter einem Dach versammeln. Trotzdem soll natürlich in diesem anstrengenden Jahr 2020 wenigstens Weihnachten noch schön werden.
Was können Kirchen also tun, die sich jetzt noch kurzfristig entscheiden, Weihnachten mit möglichst wenig Pandemie-Risiko zu feiern?
10 konkrete Vorschläge für das Last-Minute-Christmas
Bei der ChurchDesk-Ideenschmiede im November haben wir dazu bereits Ideen gesammelt, unter anderem mit Tobias Kirchhof (Arbeitsstelle mi-di), Jonas Göbel (evangelischer Pfarrer), Miriam Fricke (katholische Gemeindereferentin) und Regina Seitz (Brot für die Welt). Die rund 40 Mitschmiedenden aus katholischen und evangelischen Gemeinden haben dabei diese Ideen mitgebracht, die sich auch kurzfristig noch umsetzen lassen:
Vor Ort und draußen:
- Am “Hirtenfeuer” treffen sich Menschen in erlaubten Gruppen draußen um eine Feuerschale. Es gibt einen kurzen geistlichen Impuls und ein, zwei Advents- bzw. Weihnachtslieder - entweder von einer Person vorgesungen, per Bluetooth-Lautsprecher abgespielt, mit geschlossenem Mund mitgesummt (das kann erstaunlich schön sein) oder mit ganz viel Abstand und Maske selbst gesungen. Mit einer digitalen Voranmeldung z.B. über ChurchDesk lässt sich das jede Stunde oder sogar jede halbe Stunde planen.
- Die größere Variante dessen ist der Stationengottesdienst mit Anmeldung. Dazu baut die Gemeinde statt eines Gottesdienstes mehrere Stationen auf, die kleine Gruppen nacheinander besuchen. Jede Station hat jeweils ein Element des Weihnachtsgottesdienstes (Weihnachtslied, Lesung, Predigt, Segen, Krippenspiel…) in genau fünf Minuten. Die Familien bzw. erlaubten Kleingruppen melden sich vorher online an und bekommen eine feste Zeit für ihren “Durchgang”.
Das erfordert zwar, dass an jeder Station ein Mensch die entsprechende Aufgabe erfüllt, aber verhindert die Gruppenbildung. Mit einer Dekoration aus Lichterketten und schöner Beleuchtung im Pfarrgarten oder an einem anderen passenden Ort kann so ein besonderer Weihnachtsabend 2020 zu einem unvergesslichen Erlebnis werden. - Ganz selbstbestimmt und ohne Anmeldung funktioniert der “Gottesdienst to go”. Das sind ausgedruckte Gottesdienst-Abläufe zum Mitnehmen an einer Wäscheleine vor der Kirche. Die kann sich jede:r spätestens beim Weihnachtsspaziergang einfach mitnehmen und Andacht zu Hause feiern. Die Arbeitsstelle mi-di hat dazu einen Flyer mit einer Kurzandacht vorbereitet, die auch zu zweit oder zu dritt gefeiert werden kann - zuhause ebenso wie im Krankenhaus oder Pflegeheim (Download hier). Wer selbst etwas vorbereitet, sollte den QR-Code zum eigenen Spendenformular oder für die Weihnachtskollekte von Brot für die Welt & Adveniat nicht vergessen.
- Aus dem ländlichen Raum kam die Idee des “Weihnachtswagens”: Die Pastor:in bekommt von einem Landwirt einen Trecker mit Anhänger zur Verfügung, auf dem sie zusammen mit 2 bis 3 Blechbläsern durch die Dörfer fährt. Dieser “Kirchenwagen” wird zu festen Zeiten auf den Dorfplätzen sein, dann wird dort die Weihnachtsgeschichte vorgelesen und mit ganz viel Abstand und Blechbläserbegleitung vom Anhänger gemeinsam “Oh du fröhliche” gesungen. Nach dem Segen geht es weiter ins nächste Dorf.
- Weihnachten darf an Heiligabend sowieso auch draußen erschallen, wo keine Kirche ist. Kulturschaffende suchen händeringend nach Aufträgen, da bieten sich kurzfristige (natürlich bezahlte) Kooperationen an. Gerade Sänger:innen können helfen, am 24.12. und den Weihnachtstagen auf Plätzen und Straßen das Weihnachtsfest draußen hörbar und sichtbar werden zu lassen, mit Liedern, Lesungen und anderen kreativen Ideen.
- Die Landesbischöfin der Nordkirche, Kristina Kühnbaum-Schmidt, hat den Vorschlag gemacht, an Heiligabend um 20 Uhr “Stille Nacht” vom Balkon oder vor der Tür zu singen. Das geht natürlich überall und könnte sehr schön werden, wenn viele Menschen mitmachen.
Digital und bewegt:
- Alle, die wegen Corona schon Online-Gottesdienste gefeiert haben, live oder als Aufzeichnung, sollten diese Möglichkeit besonders zu Weihnachten wieder nutzen. Jonas Göbel, digital bewegter Pastor in Hamburg, rät zur Aufzeichnung vorher und Veröffentlichung am 24.12., damit Heiligabend nicht noch stressiger wird. Wer bereits livestreamen kann und andere Gottesdienste zu Heiligabend ohnehin absagt, kann natürlich den Stream anwerfen, den ganzen Tag über aus der Kirche streamen und jede Stunde einen 20-30 Minuten langen Gottesdienst feiern. Länger als 45 Minuten sollten Online-Gottesdienste übrigens auf keinen Fall sein, hat eine Studie aus evangelischen Landeskirchen ergeben - eine halbe Stunde ist völlig ausreichend.
- Wer auf Präsenz ganz verzichten möchte, kann jetzt noch Postkarten in alle Briefkästen verteilen (oder handkopierte Flyer, wenn es mit echten Postkarten nicht mehr klappt), auf denen eine kleine Hausandacht und ein Link zum aufgenommenen Gottesdienst oder zum kommenden Livestream mit Termin notiert sind (als Textlink und QR-Code). Auch dazu eignet sich der Weihnachtsandachts-Flyer von mi-di.
Vor Ort und drinnen:
- Auch wenn keine Gottesdienste in der Kirche gefeiert werden, sollte trotzdem die Kirche zu Weihnachten offen sein. Eine offene Tür, warmes Licht und warme Bänke, Raum für Gebet und die Gelegenheit, mit dem Pfarrer oder einer Seelsorgerin zu sprechen, können gerade an Heiligabend wichtig sein.
- In einer offenen Kirche können Sie Besucher:innen die Möglichkeit geben, Wünsche, Fürbitten und Gebete aufzuschreiben und selbst an den Weihnachtsbaum zu hängen. Das kann die Gemeinde dann anschließend auswerten, zum Beispiel für die Webseite aufschreiben oder als Fürbitten in kommende Online-Gottesdienste einbauen. Seelsorger:innen können diese Anliegen sammeln und (sofern passend und anonymisiert) in einem kurzen Video für die Facebook-Seite als Fürbitten oder Gebet sprechen, mit einer kurzen Einleitung und einem Segen zum Abschluss.
Für alle Ideen gilt: Die Aufgabe für die kommenden Tage vor Weihnachten ist, das “wann und wo” zu verbreiten. E-Mail, SMS, Webseite, Facebook, Aushang, Flyer, Weitererzählen - da können Sie mit den ChurchDesk-Werkzeugen alle Register ziehen.
Warum sind Weihnachtsgottesdienste so wichtig?
Kirche ist mehr als nur der Weihnachtsgottesdienst. Aber es ist der meist besuchte Gottesdienst im Jahr. Tobias Kirchhof hat bei der ChurchDesk Ideenschmiede die Zahlen aus der evangelischen Kirche präsentiert: 39 % der Kirchenmitglieder kommen zu Weihnachten in die Kirche - auf Platz zwei steht übrigens der 1. Advent, da kommen 4,4 %.
Weihnachten ist für ganz viele Menschen wichtig, um den Anschluss an Kirche nicht zu verlieren. Auch wenn Gemeinden zu Recht auf Präsenzgottesdienste verzichten, müssen sie dem doch Rechnung tragen, dass Weihnachten als “letzter Anker zur Kirche” (so sagt es Anna Neumaier) nicht ausfallen sollte.
Wie handhaben es die Kirchen?
Mit Stand vom 15. Dezember 2020 hat die Evangelische Kirche von Westfalen ihren Gemeinden dringend empfohlen, bis zum 10. Januar auf alle Versammlungen von Menschen zu verzichten, auch auf die Weihnachtsgottesdienste, weil “die Pandemie derzeit außer Kontrolle ist”.
Auch die Bischöfin der Nordkirche, Kristina Kühnbaum-Schmidt, hat im Video an die Gemeinden gesagt: “Wenn Sie im Kirchengemeinderat oder als Pastor:in von Präsenzgottesdiensten absehen, haben Sie mein Verständnis und meine volle Rückendeckung.” Gemeinden sollten wirklich nur die Gottesdienste machen, für die sie “wirklich Verantwortung übernehmen können”.
Der katholische Sozialethiker Thomas Eggensperger spricht sich ebenfalls für den Verzicht auf Weihnachtsgottesdienste aus.