Zeit bedeutet Wandel. Eine Tatsache, die nicht immer leicht anzuerkennen oder gar umzusetzen ist. Weltfremdheit und Irrelevanz sind nur ein Teil dessen, was Kirchen und Gemeinden heutzutage vorgeworfen wird. Doch ist das wirklich wahr? Kann so etwas auf eine so elementare und wegweisende Institution wie die Kirche überhaupt zutreffen?
Digitalsierung der Kirche? Warum Veränderung?
Die Kirche existiert seit vielen Jahrhunderten, ja sogar Jahrtausenden. Sie ist ein fundamentaler Bestandteil unserer Geschichte und hat eine große Bedeutung innerhalb der Gesellschaft. Warum also etwas ändern? Bisher scheint doch alles ganz gut funktioniert zu haben? Jedoch werden Gemeinden und die Kirche als Gesamtes momentan vor eine große Herausforderung gestellt; eine Herausforderung namens Digitalisierung.
Niemand kann uns sagen, was genau der digitale Wandel bewirken wird. Was jedoch feststeht ist, dass er jeden Einzelnen von uns betrifft. Es ist nicht zu bestreiten, dass neue Medien und digitale Netzwerke einen großen Teil unseres Alltags einnehmen, ein konstanter Begleiter in unserem modernen Leben sind und als DAS Kommunikationsmittel der heutigen Zeit gelten. Das kann viele Menschen verunsichern, doch diese Zukunftsangst lenkt viel zu sehr von den unendlichen Möglichkeiten ab, die das World-wide-web, und der technologische Fortschritt im Allgemeinen, zu bieten haben. Zurzeit fällt es vielen Kirchen und Gemeinden noch schwer den Veränderungen ins Auge zu blicken, relevant zu bleiben und neue Generationen zu erreichen, um positiv und gestärkt in die bevorstehende digitalisierte Zukunft schauen zu können.
Verständnis für die digitale Kirche erzeugen
Die Angst vor dem Unbekannten hält viele Kirchengemeinden davon ab, Teil des Wandels zu werden und damit auf den Zug der Digitalisierung aufzuspringen, bevor es möglicherweise zu spät ist und sie hinter anderen zurückbleiben. Der erste Schritt um das zu verhindern ist das Verständnis des Problems und das Erkennen der Veränderungen innerhalb unserer Gesellschaft. Was ist es, das die Menschen brauchen, um sich mit Kirche und Gemeinde verbundener zu fühlen? Was ist es, das Kommunikation und Interaktion heutzutage ausmacht, und wie können wir das als Kirche nutzen? Sobald ein Verständnis für die Digitalisierung in ihrer ganzen Vielfalt und Ambivalenz vorhanden ist, wirkt der Begriff nicht mehr nur wie ein rotes Tuch, sondern kann tatsächlich zu neuem Antrieb und Ideen verhelfen.
Gutenberg's Innovation der Kommunikation als Vorbild
Und tatsächlich hat die Kirche bereits bewiesen, dass sie durchaus fähig ist, auf innovative Art und Weise ihre Botschaft zu verbreiten und Menschen zu erreichen. Mitte des 15. Jahrhunderts revolutionierte Johannes Gutenberg mit der Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern das Fundament der Kirche. Der neuartige Druck der Bibel hat den christlichen Glauben plötzlich für die Massen zugänglich gemacht und der Kirche viele Türen geöffnet. Auch damals war dies eine vollkommen neue Form von Kommunikation für die Allgemeinheit und hat die Verbreitung einer bis dahin unmöglichen Fülle an Informationen ermöglicht. Kirche kann vorneweg gehen, das hat sie während dieser ersten sogenannten Medienrevolution bewiesen, und Kirche kann Menschen erreichen, die sie nie zuvor erreicht hätte.
Die Gemeinschaft durch Digitalisierung schneller erreichen
Nun ist es an der Zeit, sich daran ein Beispiel zu nehmen und die neuen Möglichkeiten zu erkunden, um die Kirche wieder in das alltägliche Leben der Menschen zu integrieren. Es mag in diesem Falle zu spät für das vorneweg gehen sein, jedoch ist es noch nicht zu spät auf den Zug aufzuspringen.
Die Digitalisierung hat neue Räume geschaffen, in denen sich Menschen austauschen, informieren und kommunizieren. Kirche ist eine Gemeinschaft der Teilhabe und deshalb schon per Definition dazu veranlagt, Teil dieses Austausches zu sein. Die erste Medienrevolution hat dank Gutenberg die massenhafte Verteilung von Informationen ermöglicht, nun geht es darum den nächsten Schritt zu gehen, und aus der einseitigen Überlieferung einen Austausch zu machen. Die heutige Gesellschaft verlangt nach Interaktion, nach Mitspracherecht und Wertschätzung. Die Kirche kann Nutzen aus digitalen Netzwerken ziehen, um diese Wünsche mit ihren eigenen Werten zu vereinen, und Menschen zu erreichen. Sie bieten die Möglichkeit Menschen über soziale oder physische Barrieren hinweg zu involvieren und in Verbindung zu bleiben.
Zeit mag Wandel bedeuten, aber mit dem richtigen Verständnis für die gesellschaftlichen Entwicklungen, dem Mut und dem Streben danach, mit diesen Veränderungen zu gehen anstatt sie zu ignorieren, und den richtigen Werkzeugen um die Absichten umzusetzen, kann die Kirche in eine leuchtende Zukunft blicken. Denn Wandel heißt Neuerung, Neuerung bedeutet Chancen und Chancen bedeuten Wachstum.