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Junge Menschen für Kirche begeistern - überhaupt möglich?

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Zu einer der größten Herausforderungen von Kirchen derzeit gehört es, dass immer weniger junge Menschen die Kirche besuchen. Wenn Sie in Ihrer eigenen Kirche erleben, dass spätestens nach der Konfirmation kaum noch junge Menschen die Kirche besuchen, sind Sie nicht die Einzigen - doch was tun?

signal-2021-08-08-171628Foto: Gideon Wessel/privat 

Relevanzverlust der Kirche bei jungen Menschen

Deutschlands Messen besuchten 2018 sonntags nur noch ca. 6 %  Prozent der jungen Erwachsenen, bei den Evangelischen ist es ähnlich. Doch dabei sinkt die Spiritualität der jungen Menschen gar nicht unbedingt. Sie fühlen sich oft einfach nur nicht mehr angesprochen von Kirche und Co.

Laut der Shell-Studie von 2018 finden es zwei Drittel der Jugendliche zum Beispiel gar nicht schlecht, dass es die Kirche gibt. Doch für mehr als die Hälfte von ihnen beantwortet sie keine relevanten Fragen und muss sich ändern, um weiter fortzubestehen.

Mit jungen Leuten sprechen anstatt nur über sie 

Wir waren im Gespräch mit Gideon Wessel, er ist Vertrauensstudent der evangelischen Studierendengemeinde in Jena. Denn anstatt über junge Menschen und ihr Fortbleiben zu reden, muss Kirche vor allem eines tun: mit ihnen sprechen. 

Im Gespräch mit Gideon zeigte sich dies auch klar. Seiner Meinung nach muss man junge Menschen mehr einbinden. Er selbst war als Pfarrerssohn bei vielen Gemeindeveranstaltungen dabei, aber kann gut nachvollziehen, dass sich junge Leute von der Ausrichtung der Gottesdienste und der Musik nicht so angesprochen fühlen"

Mehr Flexibilität beim Engagement 

Dass Gideon grundsätzlich an Kirche interessiert ist, zeigt sein jetziges Engagement für die ESG Jena. Dort begeistert ihn die gute Gemeinschaft und die basisdemokratische Struktur. Der Aufbau des Ehrenamts erleichtert das Engagieren auch ganz erheblich, da in der ESG Jena Rollen wie die des Vertrauensstudenten nur für ein halbes Jahr gegeben vergeben werden. Zudem gibt es viel Gestaltungsfreiheit beim Programm, Vorschläge werden berücksichtigt und abends gibt es oft einen gemeinschaftlichen Teil. 

"Das erlaubt auch jungen Menschen, sich zu engagieren. Dort, wo ich herkomme, engagieren sich Kirchengemeinderäte zum Beispiel für sechs Jahre. Kein Student kann sagen, wo er in sechs Jahren sein wird." 

Junge Menschen erreichen durch offenere Formen

Junge Menschen einzubinden bedeutet aber nicht, dass eine Gemeinde sich jetzt komplett auf den Kopf stellen muss, um mehr junge Erwachsene einzuladen oder dass z.B. moderner Lobpreis alle Probleme löst. Gideon schätzt vieles an der Landeskirche und kann sich auch mit vielem anfreunden, wenn er die Möglichkeit hat, teilzunehmen und es gute Gemeinschaft gibt. Für ihn ist es wichtig, interaktive Formate anzubieten, damit auch neue Menschen Kontakte knüpfen können. 

"Wenn ich in Jena die Gottesdienste besuche, fühlen sie sich oft wie eine abgeschlossene Sache an, in die Menschen von außen nur schlecht hineinkommen."

Natürlich ist das Geheimnis von Gemeinschaft  auch darin, dass sich Gleichaltrige finden, die sich gut verstehen. Doch wenn es Angebote für junge Erwachsene gibt, die sie gleich nach der Konfirmation abholt und nicht sich selbst überlässt, ist die Wahrscheinlichkeit viel höher, dass einige Jugendliche noch bleiben.

Es braucht kein Spaßprogramm, aber ehrliches Interesse

Dazu zählt auch die Qualität der Beziehungen. Ehrliche und authentische Beziehungen mit den Jugendlichen sind auf Dauer wichtiger, als immer das spannendste Programm zu bieten. Die Kirche kann ein Ort sein, wo junge Menschen in einem guten Rahmen Positives erfahren. Die christliche Botschaft bietet genau das. Doch es muss klar sein, dass eine trockene Bibellesestunde für alle über 18 oder die Möglichkeit, Socken mitzustricken, junge Menschen nicht gerade anspricht. 

Deswegen sprechen Sie mit den Menschen die da sind, mit den Konfirmanden, was sie zum Besuchen des Gottesdienstes auch nach der Konfirmation reizen würde. Allein den Raum zu geben, eigene Ideen einzubringen oder sich an einem bestimmten Ort zu treffen, ist oft ein guter Anfang.  Es gibt viele Formatideen und Möglichkeiten. Dabei gilt aber: lassen Sie sich nicht entmutigen! Beziehungsaufbau braucht Zeit und manche Projekte werden besser gelingen als andere. Doch den Versuch zu unternehmen ist sicher besser, als nur über die fortbleibende Jugend zu schimpfen. 

 

Sie wollen noch mehr über das Thema diskutieren? Seien Sie an dabei bei der ChurchDesk-Ideenschmiede, wenn es um Kirchenaustritte geht am 16.09.2022. Auf Zoom-eine Stunde-offen und aktuell.

Jetzt zur Ideenschmiede am 25.11. anmelden!

Topics: Gemeindeberatung

Alissa Kim Neu
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