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Ideenschmiede #9: "Die Relevanz von Kirche wieder sichtbar machen"

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Massenhafte Kirchenaustritte ist ein Geschehen, von dem sich die Kirchen nicht lähmen lassen sollten. So schlossen zumindest einige Wortbeiträge in unserer Ideenschmiede am 16.09. mit dem Thema Kirchenaustritte. Doch dies ist oft viel leichter gesagt als getan. Wir haben gemeinsam mit allen Gästen nach konkreten Ideen und Ansätzen gesucht und dabei tolle Impulse bekommen, lesen Sie rein!

Bild: unsplash/ Julia Taubitz 

Die Kirche hat Nachholbedarf beim Thema Kirchenaustritte - darüber waren die meisten Gästen unserer ChurchDesk-Ideenschmiede am 16.09. einig. Angereichert wurden die Gespräche von vier Impulsen, die  den Umgang mit dem Einzelnen, Kirchenbindung über Kasualien, ein neues Verständnis von Kirche und Offenheit für Ausgetretene mit ganz alltagstauglichen Beispielen thematisierten. Die Fünf-Minuten Impulse von Pfarrer Cornelius Bury, Segensbüro-Pastorin Inga Meißner, AMD-Generalsekretär Andreas Schlamm und kath. Pfarrer Matthias Hembrock können Sie hier nachschauen. 

Doch wie schafft es Kirche, sich nicht lähmen zu lassen, von den hohen Austrittszahlen und dem sogar etwas entgegenzusetzen? Hier einige Ideen aus der anschließenden Diskussion. 

  •  Kirche muss neu kommunizieren lernen 

So etwas wie eine Volkskirche gibt es heute kaum noch - daran müssen sich auch die großen Kirchen gewöhnen und besser daran anpassen. Es ist so auch gar nicht mehr selbstverständlich, überall mitreden zu dürfen und legitimiert zu sein. Eine neue, demütigere Haltung ist nötig und auch der Aufbruch an Orte, an denen die gesellschaftlichen Diskussionen stattfinden (also soziale Medien und Co.). Zudem muss immer wieder neu und kreativ kommunziert werden, was Kirche so tut und warum es sie gibt. Keine Firma würde so mit Kunden umgehen, wie Kirche teilweise mit ihren Kirchenmitgliedern. Wer seine Gemeindemitglieder uninformiert lässt, nicht kontaktiert, einlädt oder mit Plakaten zumindest im Schaukasten vor der Kirche anspricht, erreicht diese einfach nicht mehr. 

  • Im Kleinen ansetzen

Oft ist es nur auf der praktischen Ebene, dass Sie als Einzelperson konkret etwas verändern können. Und selbst dort gilt es sich bewusst zu machen, dass Kirchenaustritte auch ein natürliches Ergebnis des Individualisierungsprozesses der Moderne sind. Deswegen gilt: gnädig mit sich selbst und den Menschen bleiben, ausprobieren und die Hoffnung nicht verlieren.  Im Kleinen, dort, wo Kirche dem Einzelnen begegnet und Gemeinde lebendig ist, können Menschen positive Erfahrungen machen. In diesem Winter können das zB Wärmestuben sein, Essensausgaben, Friedensgebete oder Gottesdienste für all jene, die Angst haben. 

  • Das WHY wiederfinden 

Im bekannten Ted-Talk von Simon Sinek darüber, wie Leiter zum Handeln inspirieren, pocht er gerade zu auf das WHY, das Warum.  Dieses Warum muss der Ausgangspunkt kirchlicher Überlegungen werden und dem Handeln innewohnen. Warum gibt es die Kirche, warum sollten Menschen sie nicht verlassen? Nur wer die Antwort auf sein Warum kennt, kann Prioritäten authentisch setzen und zielgerichtet handeln. 

  • Unternehmerischer agieren, ohne den Schöpfungsgeist zu verlieren

Es klingt für manche geradezu häretisch, wenn von einer unternehmerischen Kirche gesprochen wird. Die wegfallenden Gelder durch die fehlenden Steuern werden die Kirche auch einiges an Planbarkeit kosten. Am Beispiel der Berliner Stadtmission zeigt sich aber auch, dass Kirche Menschen zum Mitmachen anregen kann, wenn sie hinter derer Arbeit stehen. Dafür müssen Menschen wissen, was Kirche alles leistet (Diakonie, Sozialwerke, Seelsorge, Kirchenraum, etc) (Punkt Kommunikation!). Auch da braucht es wieder ein demütigeres Verhältnis und die Bereitschaft, immer wieder von Neuem die Arbeit und Relevanz der Gemeinden aufzuschlüsseln und zu informieren. 

  • Umgang mit Missbrauch 

Beim Thema Kirchenaustritte geht es auch natürlich um die Missbrauchsskandale , die die Kirchen immer wieder erschüttern. In einem anderen Gespräch auf diesem Blog ging es schon einmal um das verlorene Vertrauen in Kirche (Kirche muss wieder zu einem sicheren Ort werden) , was der kirchlichen Arbeit zurecht noch lange anhaften wird. Doch ein Umgang muss auch hiermit gefunden werden, um nicht stehen zu bleiben, sondern Schritte zu gehen: der Aufarbeitung, der Prävention und der Kommunikation und um zu zeigen, dass Kirche lernfähig ist. So können zB Gemeinden anfangen, mehr über das Thema zu sprechen und vor allem ganz besonders dann und konkret, wenn es zu Fällen kam. Solche Gespräche erschweren zum einen den zukünftigen Missbrauch, da mehr Menschen sensibilisiert werden, zum anderem gibt es keinen Weg um dieses Thema herum. Der offene Umgang damit ermöglicht mehr Transparenz und Glaubwürdigkeit. 

  • Räume schaffen für Neues

In den Kirchen gibt es trotz Austritten auch immer noch Leute, die mit Herzblut hinter der Arbeit stehen. Wenn solchen Menschen Räume gegeben werden, kann dies auch Kettenreaktionen auslösen. Junge Menschen ziehen sich zB gegenseitig an. Dabei heißt es oft aber erst einmal: raus aus der Komfortzone! 

  • Expedition ins Innere

Fakt ist: die Menschen sind heute gar nicht viel weniger auf der Suche nach Sinn und Halt. Der Wunsch nach Spiritualität wächst und berührt viele Menschen. Doch wie wird Kirche wieder zu einer wichtigen Stimme, ein TN nannte es "Expeditionsleiter",  für den Wegf in das Innere des Menschen? Wo gibt es in unserer Gesellschaft Hunger nach den Angeboten der Kirchen und warum werden diese so oft nicht genutzt? 

Kirchenaustritt hat viele Gesichter

Auch Pfarrer Matthias Hembrock, der Umfragen unter Ausgetretenen startete, erzählte in seinem Impuls, dass Austritte oft viele Gründe haben, weswegen das Thema ja auch so komplex ist. Kleine Ideen können nicht die Welt verändern, das ist wahr, aber sie können mitwirken, um die Relevanz von Kirche, wenn auch von weniger Menschen, in die Gesellschaft zu tragen. Mit den Ideen aus der Ideenschmiede hoffen wir, zumindest ein paar Impulse bieten zu können. Über unsere Facebookgruppen können sie sich gerne vernetzen, um in den weiteren Austausch zu gehen oder unsere Videoimpulse nachzuschauen. 

Topics: ChurchDesk Ideenschmiede

Alissa Kim Neu
Alissa Kim Neu
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