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[Leitfaden] Social Media für Gemeinden - Was, wie und warum überhaupt?

Geschrieben von Friederike Nordholt | 16.01.23 15:32

Eine Präsenz in den Sozialen Medien ist eine gute Möglichkeit für Kirchengemeinden, mit Mitgliedern in Kontakt zu treten, für Veranstaltungen zu werben und wichtige Neuigkeiten und Nachrichten zu verbreiten. Aber diese Kanäle zu betreiben kostet auch Zeit und Energie. Wann macht es Sinn, als Gemeinde über Social Media nachzudenken? Soll es Facebook, Instagram, TikTok, YouTube oder Snapchat werden? Und wie startet man überhaupt eine Social Media Präsenz als Gemeinde? Diese Fragen sollen hier beantwortet werden.

Erhöhte Sichtbarkeit und Reichweite

Als Gemeinde haben Sie verschiedene Optionen, auf Ihre Veranstaltungen hinzuweisen und über das Gemeindeleben zu informieren. Etwa mit Plakaten im Schaukasten der Gemeinde oder Gemeindebriefen, die Sie zu Ihren Mitgliedern senden. Diese Möglichkeiten haben jedoch Nachteile: Um das Plakat zu sehen, muss das Publikum zur Kirche kommen und ein Gemeindebrief wird nur gelesen, wenn man explizit Informationen aus der Gemeinde haben möchte.

Mit einer Social-Media-Präsenz ist es möglich, Informationen aus Ihrer Gemeinde in den Alltag von Menschen zu streuen, die nicht aktiv danach gesucht haben. So können Sie ein breiteres Publikum erreichen als diejenigen, die am Sonntag zum Gottesdienst kommen oder ohnehin schon in der Gemeinde aktiv sind. Die Gemeinde wird so auch außerhalb der Kernmitglieder sichtbar für Interessierte.

Verbesserte Kommunikation

Soziale Medien können ein schneller und effektiver Weg sein, um Aktualisierungen und wichtige Informationen aus Ihrer Gemeinde zu teilen. Eine gute Möglichkeit, mit denjenigen in Kontakt zu bleiben, die nicht persönlich am Gottesdienst teilnehmen können. Sie eröffnen damit einen weiteren Kommunikationskanal, auf dem viele Menschen sowieso schon sind.

Ich selbst bin zum Beispiel kirchlich hochverbunden, schaffe es aber oft nicht in den Gottesdienst. Außerdem habe ich keine Kinder, weshalb ich für die meisten Angebote meiner Gemeinde für Menschen meines Alters durch das Raster falle. Trotzdem bekomme ich mit, was in der Gemeinde passiert - über Instagram.

Grundsätzlich ist aber wichtig: Es muss Zeit und Lust da sein, Soziale Medien zu bespielen. Eine Social Media Präsenz soll keine Qual sein. Besprechen Sie in Ihrem Team, wer zuständig sein könnte und überprüfen Sie die Kapazitäten. Ein zurückgelassener Social Media Account mit veralteten Informationen nützt niemandem etwas.

Eine Social Media Präsenz als Kirchengemeinde aufbauen

Aber wo soll man überhaupt anfangen, wenn man grundsätzlich daran interessiert ist, einen Social Media Account zu betreiben, aber wenig Erfahrung hat? Wir haben Ihnen hier die wichtigsten Schritte zusammengefasst.

1. Die richtige Plattform wählen

Es gibt viele verschiedene Social Media-Plattformen mit ganz unterschiedlichen Zielsetzungen. Daher ist es wichtig, sich im Vorhinein Gedanken darüber zu machen, welche für Ihre Gemeinde am sinnvollsten ist. Für welche Sie sich entscheiden, hängt von mehreren Faktoren ab. Wen möchten Sie erreichen? Bei welcher Plattform liegen vielleicht schon Erfahrungen im Team vor? Auf welche Plattform haben Sie am meisten Lust, sodass die Motivation und der Spaß Sie möglichst weit trägt? Als Hilfe stellen wir Ihnen hier eine Auswahl möglicher Plattformen vor.

Facebook

Facebook ist eine Social Media-Plattform, die es den Nutzerinnen und Nutzern ermöglicht, Profile zu erstellen, sich mit Freundinnen, Freunden und Familie zu verbinden und Inhalte wie Fotos und Videos zu teilen. Es wurde 2004 von Mark Zuckerberg gegründet und ist heute unter dem Namen Meta eines der größten und einflussreichsten Tech-Unternehmen der Welt. Zusätzlich zu Facebook betreibt Meta auch mehrere andere Apps und Dienste, darunter Instagram und WhatsApp.
Auf Facebook erreicht man in Deutschland vorwiegend eine ältere Zielgruppe. 26,7% der Facebook-User in Deutschland sind über 45 Jahre alt. Viele jüngere Menschen haben zwar noch einen Facebook Account, sind auf der Plattform nicht mehr aktiv. Fragen Sie einmal herum: Sie werden Schwierigkeiten haben, einen Konfirmanden oder eine Konfirmandin zu finden, die einen Facebook Account hat. Eine Facebook-Seite für Ihre Gemeinde macht also Sinn, wenn Sie eine ältere Zielgruppe erreichen möchten und kein Problem damit haben, die jüngere Zielgruppe außen vor zu lassen.

Twitter

Twitter ist eine Social-Media-Plattform, über die Nutzenden kurze Nachrichten, so genannte "Tweets", senden und empfangen können. Tweets können bis zu 280 Zeichen lang sein und können Text, Bilder und Links zu anderen Inhalten im Internet enthalten. Twitter-Nutzer können anderen Nutzenden und Organisationen folgen, um deren Tweets auf ihrer Startseite (Feed) zu sehen. Sie können auch mit Tweets interagieren, indem sie sie liken, kommentieren oder retweeten. Twitter wurde 2006 gegründet und hat sich seitdem zu einer beliebten Plattform für den Austausch von Nachrichten, Meinungen und persönlichen Updates mit einem breiten Publikum entwickelt. Es wird häufig von Journalist*innen, Prominenten und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens genutzt, um Informationen zu teilen und mit ihren Followern in Kontakt zu treten. 
Auf Twitter herrscht eine ausgeprägte Kommunikationskultur in den einzelnen Filterblasen, die manchmal schwer zu verstehen und in vielen Fällen leider sehr negativ ist. Seit Elon Musk Twitter gekauft hat, wechseln außerdem viele User zu Plattformen wie Mastodon. Startet man also gerade erst als Gemeinde in den Sozialen Medien, macht es wenig Sinn mit Twitter zu beginnen.

Instagram

Instagram ist eine Social-Media-Plattform, die es Nutzenden ermöglicht, Fotos und Videos zu teilen und mit anderen durch Likes, Kommentare und Direktnachrichten zu interagieren. Sie wurde 2010 ins Leben gerufen und hat sich seitdem zu einer der beliebtesten Social-Media-Plattformen entwickelt, insbesondere bei jüngeren Nutzern. Zusätzlich zu den Hauptfunktionen bietet Instagram auch eine Reihe von Tools und Filtern, mit denen die Nutzer ihre Fotos und Videos verbessern und bearbeiten können.
Instagram hat sich über die Jahre als Allrounder herausgestellt. Wann immer ein neues Soziales Netzwerk veröffentlicht wird, dauert es nicht lange, bis Instagram auch diese Funktionalitäten anbietet. So wurden etwa die "Stories" von Snapchat inspiriert und "Reels" sind in TikTok in der Funktionalität erstaunlich ähnlich. Damit ist man auf Instagram sehr flexibel, was die Inhalte angeht, darf sich aber nicht durch die vielen Optionen verwirren lassen. Hier haben wir deshalb einen genauen Leitfaden speziell für Instagram zusammengestellt, den sie kostenlos herunterladen können.

Auf Instagram finden wir ein breites Spektrum von Nutzerinnen und Nutzern: Zwar wandern sehr junge Menschen (bis 19 Jahre) eher zu Plattformen wie TikTok ab, laut einer Studie aus dem Juni 2022 mit 3500 befragten Internetnutzenden verwenden sowohl der Großteil der 20-39-Jährigen, als auch beinahe die Hälfte der 40-49-Jährigen Instagram. Bis 60 Jahre sind es ein Drittel, und über 60 ein Fünftel, Tendenz steigend.

Möchten Sie als Gemeinde also die volle Breite Ihrer Mitglieder erreichen und fangen gerade erst an, ergibt es Sinn, sich zunächst auf Instagram zu konzentrieren.

TikTok

TikTok ist eine Social-Media-Plattform, auf der Nutzer kurze Videos erstellen und teilen können. Sie ist vor allem bei jüngeren Nutzern beliebt und hat sich zu einem Zentrum für kreative Ausdrucksformen wie Tanz,

 Lippensynchronisation, Comedy und andere Arten von Performances entwickelt. Anders als bei den anderen Plattformen ist TikTok stark darauf ausgelegt, dass Inhalte nicht nur an Follower ausgespielt wird, sondern entsprechend des Nutzungsverhalten vorgeschlagen wird. Es verfügt über einen hochentwickelten Algorithmus, der den Nutzern auf der Grundlage ihrer Interessen und Interaktionen mit der App Inhalte vorschlägt. Das bedeutet auch: Die Nutzerinnen und Nutzer öffnen TikTok nicht, um spezielle Inhalte abzurufen, sondern um von der App selbst kuratierten Inhalten unterhalten zu werden. Die Aufmerksamkeitsspanne ist dabei kurz, die meisten Inhalte haben eine hohe Geschwindikeit.
Für die Nutzung der Plattform als Kirchengemeinde bedeutet dies, dass lokale Informationen über Veranstaltungen oder Gemeindeleben hier wahrscheinlich keine lokale Zielgruppe erreichen. TikTok eignet sich eher für kreative Inhalte, die nicht an einen Ort gebunden sind. Trotzdem gibt es kirchliche Inhalte auf TikTok, die funktionieren:  Die evangelischen Pastor*innen von Kirchemalanders und die katholische Theologin Lisa Quarch erreichen mit ihren Videos teilweise mehrere hunderttausend Menschen.

Grundsätzlich gilt: Wählen Sie eine Plattform, mit der Sie sich wohlfühlen und motiviert sind, Inhalte zu kreieren. Denn das Wichtigste ist, dass das Bespielen von Ihrem Account nicht zu einer demotivierenden Last wird. Social Media macht Spaß - aber eben auch Arbeit.

2. Inhalte bestimmen und sinnvoll planen

Haben Sie sich für eine Plattform entschieden geht es weiter mit den Inhalten. Was möchten Sie auf Ihren Accounts kommunizieren? Ankündigungen? Fotos von Veranstaltungen? Die Möglichkeiten sind vielfältig und um sich nicht zu überfordern, kann es helfen, sich vorher eine Liste mit Inhalten zu schreiben, die Sie auf jeden Fall kommunizieren möchten.

Wenn Sie unsicher sind, hilft oft ein Blick auf schon existierende Angebote: Wie präsentieren sich andere Gemeinden auf der Plattform Ihrer Wahl? Geben Sie dazu in der Suchleiste der Plattform "Kirchengemeinde" oder den Namen von Ihnen bekannten Kirchengemeinden ein, um Accounts zu finden, die Ihrem ähnlich sind. Was gefällt Ihnen an den Inhalten dort? Was könnten Sie sich auch vorstellen? Machen Sie sich hier noch keine Sorgen, wie sie diese Inhalte erstellen werden. Es geht zunächst darum, zu bestimmen, was ihr Account anbieten soll.
Überlegen Sie außerdem, wie Sie in den sozialen Medien auftreten möchten. Wollen Sie eher formell oder informell sein? Ernst oder fröhlich?

Meine Gemeinde veröffentlicht zum Beispiel vor fast jedem Gottesdienst ein "Vorwort" zur Predigt, also ein passendes Bild mit einem kurzen Text, der einen Vorgeschmack auf den Inhalt der Predigt gibt. Außerdem werden die Fürbittengebete aus den Gottesdiensten im Nachhinein auf Instagram gepostet.

Ein hilfreiches Tool für die Social Media Arbeit ist außerdem ein Inhaltsplan. Legen Sie einen Zeitplan für die Veröffentlichung von Updates und Inhalten fest. So können Sie sicherstellen, dass Sie regelmäßig neue Inhalte veröffentlichen und Ihre Follower bei der Stange halten. Gerade wenn Sie als Team für die Accounts zuständig sind, ist es hilfreich, einen Plan zu haben, aus dem ersichtlich wird, wer wann verantwortlich ist. Es macht Sinn, diesen Plan online zu verwalten, sodass er für alle Teammitglieder abrufbar ist. Wenn Ihre Gemeinde ChurchDesk nutzt können Sie dazu zum Beispiel das Kalendertool nutzen - jedes andere Kalender- oder Planungstool geht aber auch. Beachten Sie jedoch die Datenschutz- und Nutzungsrichtlinien Ihrer Kirche.

3. Posts erstellen - aber wie?

Inhalte zu erstellen ist für viele Kirchengemeinden die größte Hemmschwelle, wenn es um Soziale Medien geht. Aber keine Sorge: Es ist längst nicht so schwer wie man vielleicht denkt, Bilder für Postings zu produzieren. Für viele Anwendungsfälle sind Datenbanken mit kostenlos verwendbaren Bildern hilfreich. Unsplash oder Pixabay bieten tausende Bilder zur freien Verwendung an, die von vielen Unternehmen und Organisationen für die Bebilderung von Social Media Beiträgen genutzt werden. Suchen Sie einfach nach einem Stichwort, das zu Ihrer Postidee passt. Die Bilder von diesen Plattformen können Sie herunterladen und direkt als Post verwenden. Oder Sie bearbeiten sie noch weiter, etwa mit Textelementen.
Möchten Sie Grafiken oder Bilder mit Text erstellen, hilft Ihnen das kostenlose Bildbearbeitungstool Canva weiter. Hier finden Sie zahlreiche Vorlagen für Social Media Grafiken, die Sie mit eigenen Texten, Farben und Bildern anpassen können. Sie können dort auch eigene Bilder hochladen und mit Text versehen. Achten Sie bei der Verwendung eigener Bilder unbedingt darauf, dass Sie das Einverständnis der abgebildeten Personen haben. All diese Tools sind kostenlos - in bestimmten Kirchen ist die Nutzung jedoch eingeschränkt. Fragen Sie im Zweifel vor der Verwendung nach.

4. Interaktion und Kommunikation

Jetzt haben Sie alles, was sie brauchen, um Ihren ersten Post zu erstellen. Aber wie geht es dann weiter? Soziale Medien sind keine Einbahnstraße. Sie bieten die Möglichkeit, direkt auf die geteilten Inhalte zu reagieren. Indem Sie die Mitglieder ermutigen, ihre eigenen Gedanken und Erfahrungen mitzuteilen, können Sie ein Gefühl der Verbundenheit und des Engagements unter Ihren Mitgliedern schaffen. Außerdem zeigen Sie: Wir sind eine offene Kirche, die reden möchte und wertschätzt, dass sich Menschen die Zeit nehmen, ihre Gedanken zu teilen.

Also: Reagieren Sie auf Kommentare unter Ihren Beiträgen und antworten Sie auf Direktnachrichten. Um nochmal auf mein Beispiel zurückzukommen: Ich habe meine Gemeinde über Instagram Direktnachricht gefragt, ob es einen Chor gibt, dem ich beitreten kann. Daraus hat sich eine Unterhaltung ergeben, aus der ich ein positives Gefühl gezogen habe. Ich hätte nicht angerufen und auch eine Email wäre bei mir wahrscheinlich lange aufgeschoben worden. Aber so hatte ich über Instagram innerhalb von 10 Minuten alle Informationen, die ich brauchte.

Im Umkehrschluss bedeutet das auch: Interagieren Sie mit Konten, die zu Ihrer Zielgruppe zählen könnten. Wenn Sie mit dem Account Ihrer Gemeinde einen Beitrag liken oder kommentieren, wird die dahinterstehende Person darüber benachrichtigt - und erfährt so vielleicht überhaupt erst, dass es Ihren Account gibt.

5. Ergebnisse analysieren

Haben Sie ein paar Posts veröffentlicht, lohnt es sich zu schauen, wie Ihre Inhalte ankommen: Welche Posts haben besonders gut funktioniert? Sie können die Leistung Ihrer Social-Media-Präsenz messen, indem Sie Kennzahlen wie Likes, Kommentare und Freigaben beobachten. So können Sie feststellen, was funktioniert und was Sie eventuell anpassen müssen. Legen Sie ein paar Wochen nach dem Start einen Termin fest, in dem Sie über genau diese Dinge nachdenken und sprechen. Und insbesondere darüber, ob die Frequenz, in der Sie posten, machbar ist. Denn das Wichtigste ist, dass Sie Ihre Ressourcen nicht überstrapazieren, sondern im besten Fall Spaß an der Interaktion in den Sozialen Medien haben.

Ging das alles etwas schnell? In unserem Instagram-Komplettguide erfahren Sie im Detail, wie Sie als Kirchengemeinde eine erfolgreiche Präsenz auf Instagram aufbauen können.