In Deutschland gibt es um die 45.000 Kirchen. Davon gehören etwas über 21.000 zu den evangelischen Landeskirchen. Die immer geringer werdende Anzahl von Kirchenmitgliedschaften kombiniert mit abnehmender finanzieller Unterstützung, bedroht die Existenz von mehr und mehr Gemeinden. Kirchen sind ein Symbol für die Gegenwart Gottes und von großer Bedeutung für unsere Gesellschaft. Glücklicherweise gibt es immer wieder Menschen mit guten Ideen, die sich für die Zukunft der Kirche in Deutschland einsetzen.
Ein solches Beispiel ist Thomas Meyer, ehemaliger Kreisoberpfarrer in Zerbst, Sachsen-Anhalt. Er war Teil des Gründer-Teams, welches vor nun mehr als 10 Jahren die Stiftung “Entschlossene Kirchen” ins Leben rief. Der Kirchenkreis Zerbst liegt in einer ländlichen Region nördlich der Elbe und am Rande des Fläming, zwischen Magdeburg und Wittenberg. Im östlichen Schlagschatten der großen Kirchtürme wird sich hier der Herausforderung der immer weniger werdenden religiösen Zugehörigkeit zusammen mit der größten Kirchendichte des Landes gestellt. Thomas Meyer war auf Grund der fehlenden Mitglieder Pastor einer Gemeinde ohne Gottesdienste, und alleinig für die Kirche verantwortlich. Doch ihm war klar: “Ich alleine brauche keine Kirche für mich”. Also kam ihm der Gedanke, mit anderen Kirchen zu fusionieren. Doch die Fusion allein, würde die Kirchen natürlich auch nicht wieder beleben können. Es fehlte eine zündende Idee um wieder Leben in die leeren Räume zu hauchen, und die kam wenig später mit dem “Entschließen” der Kirchen.
Das Ziel der Stiftung ist die Erhaltung der Kirchen als “erfahrbaren Lebensort im Herzen der Dörfer”. Doch gleichzeitig wird mehr Menschen ein Ort des Glaubens im hektischen Alltag gegeben. Eine “Entschlossene Kirche” steht 24 Stunden an 365 Tage im Jahr offen. Offene Kirchen sind attraktiver, da die Menschen die Gott suchen, ihn finden können, ohne sich an irgendwelche Öffnungszeiten oder ähnliches halten zu müssen. Dies ermöglicht spirituelle Begegnungen, die sonst vielleicht nicht mögliche gewesen wären. Um die 45 Kirchen konnte Thomas Meyer mittlerweile für die Stiftung gewinnen und macht damit positive Erfahrungen. Alles beginnt mit einer symbolischen Schlüsselübergabe, bei der die jeweilige Kirche ihren Schlüssel an die Stiftung überreicht und im Gegenzug ein Gästebuch erhält, welches von da an in der Kirche ausliegt. In diesen Büchern lässt sich bereits so manche anrührende Geschichte finden berichtet Thomas Meyer. Besonders schön ist es natürlich Einträge von denen zu sehen, die wiederkommen, denn das zeigt deutlich, welchen positiven Effekt das Aufschließen der Kirchen auf die Anzahl der Besucher hat.
“Menschen kümmern sich plötzlich.”, erzählt Meyer weiter. “Wir haben zum Beispiel eine Besucherin, die wöchentlich von weit her kommt, Blumen mitbringt, und zu der Erhaltung beiträgt. Sowas ist schön zu erleben.” Zudem sei die Anzahl der Spenden deutlich gestiegen. Und denen, die sich Sorgen wegen Sachbeschädigungen oder ähnlichem machen, hat Thomas Meyer nur eins zu sagen: “Wer wirklich etwas kaputt machen möchte, schafft das auch wenn die Kirche geschlossen ist. Außerdem gibt es die wirklich bösen Menschen nur im Fernsehen.” Bisher seien die Erfahrungen der Stiftung 100% positiv gewesen.
Eine weitere Idee, die zum Erfolg der Stiftung beiträgt, ist das Einrichten von sogenannten Themenkirchen. Mittlerweile gehören unter anderem eine Radfahrerkirche, eine Sonnenkirche und eine Weihnachtskirche mit der größten Weihnachtskrippe Deutschlands dazu. Sie sind ein beliebtes Ziel der Kirchentouren, die “Entschlossene Kirchen” anbietet, um Besucher für die Vielfältigkeit und bezaubernde Architektur der vielen Dorfkirchen in der Region zu begeistern. Sie sind das perfekte Ziel für einen Ausflug.
Wir bewundern Herrn Meyer für seinen Einsatz und diese tolle Idee, die das Potenzial hat die Existenz vieler leider schon fast vergessenen Kirchen zu sichern, und diesen wichtigen Teil unseres religiösen, aber auch kulturellen Lebens, zu erhalten.
Mehr Informationen finden Sie auf der Internetseite der Stiftung.