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Die Pastoren von Morgen - im Gespräch mit Max Melzer

Geschrieben von Nikolai Lengefeldt | 20.01.16 10:44

Wir haben uns gefragt wie die Pastoren von Morgen zum Thema Kirche und Technologie stehen? Wo sieht die Generation, die sich ein Leben ohne Technologie und Internet gar nicht mehr vorstellen kann, Veränderungsbedarf in der Kirche? 

Max Melzer, geboren 1991, ist leidenschaftlicher Theologiestudent in Leipzig, ambitionierter Journalist und Chefredakteur von theologiestudierende.de und hat ganz nebenbei gerade seine erste eigene App entwickelt und veröffentlicht. Wir haben mit Max gesprochen und spannende Einsichten in das Leben eines technologie-begeisterten Nachwuchs-Theologen erhalten...

Wie kamst Du zu Deiner Rolle als Chefredakteur des Online-Portals "theologiestudierende.de"?

Da muss ich vorab zugeben, dass ich kein großer Zeitungsleser bin. Ich habe mich zu Beginn meines Studiums informiert, was das Internet Studierenden der evangelischen Theologie zu bieten hat. Ich suchte nach theologisch relevanten Internetseiten oder gar Nachrichtenportalen für Studierende. So bin ich damals das erste Mal auf theologiestudierende.de gestoßen. Dort musste ich zu dem Zeitpunkt allerdings feststellen, dass der letzte Beitrag schon fast ein Dreivierteljahr zurücklag. Als ich dann hörte, dass der Studierendenrat der Evangelischen Theologie (interseth.de) hinter dem Projekt steckt, habe ich mich dort gemeldet. Vor ca. 3 Jahren haben wir also noch einmal von vorne angefangen. Wir bauten uns ein kleines Team von ehrenamtlichen Redakteuren auf und fingen an zu schreiben.

Ist theologiestudierende.de denn ausschließlich für Theologiestudierende?

Nein. Wir haben viele Leserinnen und Leser, die gar keine oder noch keine Studierenden sind. Es gibt aber auch viele Pastoren oder Kirchenleute, die Interesse an unserem Magazin zeigen. Wer Begeisterung für das Schreiben und die Theologie mitbringt ist bei uns herzlich willkommen und auch zum Mitschreiben eingeladen.

Welche Bedeutung hatte die Technologie und das Internet für Euch an der Stelle?

Wir haben schnell gemerkt, dass es viele Studierende gibt, die sich online austauschen wollen, Meinungen kundtun möchten und über das Internet mit Gleichgesinnten in Kontakt kommen möchten. Mich persönlich hat dann immer mehr der technische Aspekt hinter dem Portal interessiert. Ich fing also an, am Design der Webseite rumzubasteln und die Arbeitsabläufe des Redaktionsteams zu optimieren. An der Stelle muss ich dazu sagen, dass ich anfangs eigentlich Informatik studieren wollte. Ich entschied mich dann aber doch für die Theologie.

Kommt daher das Interesse, die Theologie mit der Technologie enger zu verknüpfen?

Die Informatik und die Theologie sind zwei grundverschiedene Sachen – vor allem personell gibt es da kaum Verknüpfungen. Ich glaube, dass gerade weil ich von Beidem etwas verstehe, ich sie irgendwie miteinander verknüpfen will.

Dass sich jemand für Informatik und Theologie zugleich interessiert kommt nicht allzu häufig vor - was sich dann auch in der Kirchenarbeit widerspiegelt. Aber natürlich gibt es auch Ausnahmen. Auf Twitter hat sich zum Beispiel eine kleine theologische Subkultur gebildet, was ich ziemlich spannend finde.

Im Dezember hast Du Deine eigens entwickelte App "Devotionalium" veröffentlicht. Wie kam es dazu?

Ich habe es schon immer etwas bedauert, nichts „Informatisches“ studiert zu haben. Ich wollte gerne einmal etwas Eigenes programmieren oder entwickeln, Studium hin oder her. Der Theologe in mir fand die tägliche Bibelverslosung ein interessant Objekt. Um das noch etwas spannender zu machen, wollte ich eine Losung mit Darstellung der Ursprachen entwickeln. Als ich einen ersten Prototyp zum Laufen bekommen hatte, dachte ich mir, dass auch andere davon profitieren könnten. Also hab' ich die App veröffentlicht.

Zunächst gibt es Devotionalium vor allem für den Mac. Ich habe aber auch eine Webversion gebaut. Geplant ist jetzt noch die App auch für das iPhone und iPad zu entwickeln. 

[Einen Erfahrungsbericht von theologiestudierende.de zur App finden Sie hier.]

Wo siehst Du Dich nach Deinem Studium?

Ich selber weiß noch nicht genau wo es mich hin verschlagen wird. Viele Theologiestudenten gehen natürlich ins Pfarramt und mit der kommenden Generation wird es bestimmt immer mehr so sein, dass der Pfarrer einen Gemeindeblog oder einen Twitter-Account hat und seine Predigten online veröffentlicht. Ich bin aber nach wie vor vom Journalismus und von der Informatik sehr angetan und könnte mir auch in diese Bereichen eine Zukunft vorstellen. Mit meiner Arbeit für theologiestudierende.de, aber auch meinen eigenen Blog und nun auch einer eigenen App, habe ich für alle Bereiche ein bisschen was vorzuweisen.

Was denkst du zum Thema "Kirche und Technologie" - gibt es so etwas wie eine digitale Kirche? 

Ich glaube, dass eine technische Durchdringung der Kirche nur von unten nach oben passieren kann. Die EKD hat in ihrer vorletzten Synode das Thema der digitalen Kirche angeschnitten – wenn auch nur sehr zaghaft. Vielleicht, weil die Generationslücke noch zu groß ist. Ich vermute aber, dass mit jeder neuen Generation von Theologen und Gemeindegliedern der Einsatz neuer Technologien selbstverständlicher werden wird. 

Glaubst Du, dass die Kirche sich anpassen muss und die Technologie und das Internet in Anspruch nehmen muss?

Einerseits glaube ich, dass die Kirche dort sein muss wo die Menschen sind. Das ist heute nun mal der Computer, das Smartphone, das Tablet, die sozialen Netzwerke. Auf der anderen Seite hat die Kirche den Auftrag, eine Konstante zu sein und sich von gesellschaftlichen Trends unabhängig zu sein.

Ich bin aber davon überzeugt, dass das Internet inzwischen als ganz normales Medium angesehen werden muss. Und Medien hat sich die Kirche schon seit Jahrhunderten zu Nutzen gemacht. Sowie es zur Reformationszeit der Buchdruck war, ist es heute eben das Internet. Eine kluge, durchdachte Anwendung von Medien hat der Kirche immer gut getan. Warum nicht auch das Internet und andere moderne Technologien? Ich denke außerdem, dass solch eine Art Kommunikation das Potential hat, Menschen anzusprechen, die mit den traditionellen kirchlichen Kommunikationsmitteln nicht in Kontakt kommen. 

 

An dieser Stelle möchten wir uns bei Max Melzer ganz herzlich für dieses offene und ehrliche Interview bedanken. Wir sind gespannt, was wir noch alles zu sehen und zu lesen bekommen von ihm. Wenn auch Sie mehr von dem passionierten Nachwuchs-Theologen mit großem Schreibtalent und technischer Affinität erfahren möchten, lesen Sie am Besten auf seinem Blog moehrenzahn.de nach oder folgen ihm auf Twitter.